Wohneigentum wieder erschwinglicher: Daten des IW
Die eigenen vier Wände sind heute erschwinglicher als noch vor zwei Jahren, wie Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen. Trotz der Zinswende im Jahr 2022 und der gestiegenen Finanzierungskosten, hat sich der Erwerb von Wohneigentum in den vergangenen Quartalen wieder verbessert. Der Begriff „Zinswendenwende“ verdeutlicht, dass die Zinsen seitdem wieder moderat gesunken sind, was in Kombination mit stabilen bis leicht gesunkenen Kaufpreisen die Erschwinglichkeit verbessert hat.
Entwicklung der Finanzierungskosten für Familien
Der IW-Wohnindex für das dritte Quartal 2024 zeigt, dass eine vierköpfige Familie mit mittlerem Vollzeit- und Teilzeiteinkommen Ende 2022 noch 45 Prozent des Einkommens für den Erwerb eines Eigenheims aufbringen musste. Im dritten Quartal 2024 sind es nur noch 40 Prozent. Diese Entwicklung zeigt, dass Wohneigentum trotz leicht gestiegener Kaufpreise (Eigentumswohnungen +0,2 Prozent, Ein- und Zweifamilienhäuser +0,5 Prozent) wieder erschwinglicher wird.
Gründe für die verbesserte Erschwinglichkeit
Die Autoren der IW-Studie nennen als Hauptgründe für die verbesserte Erschwinglichkeit die sinkenden Zinsen und die steigenden Einkommen. Vor allem die erfolgreichen Tarifabschlüsse haben dafür gesorgt, dass Haushalte heute über mehr verfügbares Einkommen verfügen als noch vor zwei Jahren. Gleichzeitig sanken die Zinsen wieder, was die Finanzierung von Wohneigentum erleichtert.
Langfristige Erschwinglichkeit und Eigentumsquote in Deutschland
Obwohl sich die Situation verbessert hat, war Wohneigentum im vergangenen Jahrzehnt noch deutlich erschwinglicher. Anfang 2018 musste eine Familie weniger als 30 Prozent ihres Einkommens für ein Eigenheim aufwenden. Eine Rückkehr zu diesem Niveau wird es laut IW-Ökonomen mittelfristig nicht geben.
Deutschland bleibt zudem eine Nation der Mieter, mit einer Wohneigentumsquote von 41,8 Prozent im Jahr 2022, laut Statistischem Bundesamt. In Berlin lag die Quote mit 16 Prozent besonders niedrig. Die Ampelregierung hat daher Programme zur Förderung von Wohneigentum aufgelegt, wie zinsverbilligte Kredite durch die KfW für Familien und das Programm „Jung kauft Alt“, das den Erwerb von sanierungsbedürftigen Bestandsbauten erleichtern soll.
Rückgang bei Baugenehmigungen und Wohnungsbau
Trotz Wohnungsnot in vielen Städten ist die Zahl der Baugenehmigungen weiterhin rückläufig. Im August 2024 sank die Zahl der Genehmigungen um 6,8 Prozent (1600) im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 18.300, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Januar bis August 2024 wurden insgesamt 141.900 Wohnungen genehmigt – 19,3 Prozent oder 33.900 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Besonders stark fiel der Rückgang bei Einfamilienhäusern aus: In den ersten acht Monaten des Jahres gab es einen Einbruch um 26,6 Prozent auf 25.300 Baugenehmigungen. Auch Zweifamilienhäuser verzeichneten ein Minus von 13,9 Prozent auf 8700. Selbst bei Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, gingen die Genehmigungen um 19,6 Prozent auf 75.400 zurück. Dieser Rückgang ist auf hohe Finanzierungskosten, Grundstückspreise und Materialkosten zurückzuführen, die den Wohnungsbau weiterhin erschweren.
Anspannung auf dem Wohnungsmarkt und steigende Mieten
Auch die Situation auf dem Mietmarkt bleibt angespannt. Laut IW sind die Neuvertragsmieten in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent gestiegen, in den sieben größten deutschen Städten sogar um 7,2 Prozent. Um diese angespannte Lage zu entschärfen, fordern die IW-Ökonomen einen verstärkten Wohnungsbau. Nach ihren Berechnungen müssten pro Jahr 370.000 neue Wohnungen entstehen, um den Wohnungsmarkt nachhaltig zu entspannen.