Überblick: Wero – Europas Antwort auf Paypal und Co.
Mit dem Start des Bezahlverfahrens Wero soll Europa eine konkurrenzfähige Alternative zu US-Diensten wie Paypal, Mastercard und Visa schaffen. Hinter Wero steht die European Payments Initiative (EPI), ein Gemeinschaftsprojekt von 14 Banken und zwei Zahlungsdienstleistern aus fünf Ländern. Ziel der Initiative ist es, die Unabhängigkeit Europas im Zahlungsverkehr zu erhöhen und Verbrauchern sowie Händlern eine sichere, schnelle und kosteneffiziente Lösung anzubieten.
Wero: Funktionsweise und Einsatzgebiete
Handy-zu-Handy-Zahlungen: Wero ermöglicht schnelle und einfache Zahlungen von Handy zu Handy. Nutzerinnen und Nutzer können Beträge über die Eingabe der Mobilnummer oder E-Mail-Adresse des Empfängers versenden. Dank Echtzeitzahlungen (Instant Payments) ist das Geld binnen 10 Sekunden auf dem Konto des Empfängers verfügbar.
Zukünftige Einsatzmöglichkeiten:
- Ab 2025: Erweiterung auf Zahlungen im Onlinehandel.
- Später: Integration an der Ladenkasse, um eine umfassende Zahlungsoption zu bieten.
Aktuelle Einführung und beteiligte Banken
Wero-Start in Deutschland:
Seit Mitte 2024 bieten Sparkassen und Volksbanken Handy-zu-Handy-Zahlungen über ihre jeweiligen Banking-Apps an. Die eigenständige Wero-App ist ab 2025 verfügbar und wird von weiteren Banken wie der Postbank, der Deutschen Bank und der ING Deutschland unterstützt.
Europäische Partner:
Zu den 14 teilnehmenden Banken gehören u. a.:
- BNP Paribas und Société Générale aus Frankreich,
- ING aus den Niederlanden,
- sowie die deutschen Sparkassen und Volksbanken.
Zwei große europäische Zahlungsdienstleister, Worldline und Nexi, ergänzen das Projekt. Allerdings fehlen Banken aus Italien, Portugal und Spanien, die erst kürzlich mit grenzüberschreitenden Handy-zu-Handy-Zahlungen begonnen haben.
Nutzerzahlen: Bislang haben sich weltweit 14 Millionen Nutzer für Wero registriert, davon rund 80 % aus Frankreich. In Deutschland gibt es knapp 600.000 Anmeldungen, vor allem bei Genossenschaftsbanken (300.000) und Sparkassen (280.000).
Herausforderungen für Wero im Zahlungsmarkt
Starke Konkurrenz:
- Paypal dominiert den deutschen Markt mit rund 35 Millionen aktiven Kundenkonten, davon 32 Millionen von Privatkunden.
- Paypal ist die beliebteste Zahlungsmethode im deutschen Onlinehandel, noch vor dem Rechnungskauf.
Akzeptanz bei Verbrauchern: Die Einführung neuer Bezahlverfahren ist schwierig, da Verbraucher oft an bestehende Dienste gewöhnt sind. Das Beispiel des deutschen Projekts Paydirekt zeigt, wie herausfordernd es ist, Paypal Konkurrenz zu machen. Paydirekt wurde 2015 gestartet und wird mittlerweile wegen Erfolglosigkeit eingestellt.
Finanzierung und wirtschaftliche Tragfähigkeit von EPI
Die European Payments Initiative (EPI) erhielt im Jahr 2021 eine Finanzierung von 500 Millionen Euro durch ihre Anteilseigner. Dieses Startkapital soll die Entwicklung von Wero und anderen Dienstleistungen ermöglichen.
Einnahmenmodell: EPI plant, sich künftig durch Nutzungsgebühren von Banken zu finanzieren. Jede teilnehmende Bank zahlt eine Gebühr für die Nutzung des Zahlungssystems. Das Ziel ist es, das Projekt langfristig wirtschaftlich unabhängig zu machen.
Der digitale Euro und seine mögliche Integration mit Wero
Entwicklung des digitalen Euro: Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet an der Einführung eines digitalen Euro, der eine neue Zahlungsmethode in Europa werden könnte. Ziel ist es, Verbrauchern eine sichere digitale Alternative zu bieten.
Integration mit Wero: Laut EPI-Chefin Martina Weimert ist es denkbar, dass der digitale Euro künftig über die Wero-App genutzt werden kann. Dies könnte Wero zusätzlich stärken und seine Relevanz im europäischen Zahlungsverkehr erhöhen.
Perspektiven: Chancen und Risiken für Wero
Chancen:
- Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr: Wero stärkt die Souveränität Europas gegenüber US-Diensten.
- Innovative Technologien: Echtzeitzahlungen und die geplante Integration im Handel bieten Vorteile für Verbraucher und Händler.
Risiken:
- Begrenzte Reichweite: Wero ist zwar länderübergreifend, aber noch nicht europaweit verfügbar.
- Marktdominanz der Konkurrenz: Paypal und Kreditkartenanbieter sind tief im Markt verankert.
- Verbrauchergewohnheiten: Es bleibt fraglich, ob Nutzer bereit sind, auf ein neues Bezahlverfahren umzusteigen.
Fazit: Wero und die Zukunft des europäischen Zahlungsverkehrs
Wero ist ein wichtiger Schritt, um die europäische Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr zu stärken. Mit seiner Kombination aus Echtzeitzahlungen, einem länderübergreifenden Ansatz und potenzieller Integration des digitalen Euro hat das Bezahlverfahren großes Potenzial. Gleichzeitig stehen Wero und die European Payments Initiative vor Herausforderungen durch die starke Konkurrenz etablierter Anbieter und die Frage der Verbrauchsakzeptanz. Ob sich Wero als langfristige Alternative etablieren kann, wird von seiner Weiterentwicklung und Marktanpassung abhängen.