Grundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung
In Deutschland zahlen mehr als 39 Millionen Menschen jeden Monat in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Sie dient dazu, im Alter einen Teil des bisherigen Einkommens zu ersetzen. Doch für viele Menschen reicht die gesetzliche Rente nicht aus, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Altersarmut wird zu einer wachsenden Herausforderung, weshalb viele Menschen zusätzlich privat vorsorgen. Um die eigene Altersvorsorge optimal zu planen, ist es wichtig zu wissen, wie hoch die Rente voraussichtlich ausfallen wird. Ein zentraler Baustein für die Berechnung der gesetzlichen Rente sind die Rentenpunkte, auch Entgeltpunkte genannt, die während des gesamten Berufslebens angesammelt werden.
Rentenpunkte: Was sind sie und wie werden sie berechnet?
Rentenpunkte dienen als Grundlage zur Berechnung der gesetzlichen Rente. Sie werden für jedes Jahr, in dem Beiträge zur Rentenversicherung gezahlt werden, gesammelt. Die Anzahl der Rentenpunkte hängt vom individuellen Einkommen ab. Verdient ein Arbeitnehmer genau das durchschnittliche Bruttoeinkommen aller Beitragszahler, erhält er 1,0 Rentenpunkte. Bei einem halben Einkommen gibt es 0,5 Punkte, bei einem doppelten Verdienst 2,0 Punkte. Die Rentenpunkte werden auf dem sogenannten Rentenkonto gesammelt und bestimmen maßgeblich die Höhe der späteren Rentenzahlung.
Veränderung des Rentenpunktswerts und Rentenanpassung
Der Wert eines Rentenpunkts wird jährlich neu festgesetzt und ist von der Entwicklung des Lohnniveaus in Deutschland abhängig. Die Rentenanpassungsformel berücksichtigt die Entwicklung der Löhne und die demografische Situation in Deutschland. Seit 2010 ist der Wert eines Rentenpunkts kontinuierlich gestiegen, zuletzt auf 37,60 Euro (Stand 2023) in Westdeutschland. In den neuen Bundesländern wird der Wert eines Rentenpunkts seit der Wiedervereinigung schrittweise an das westdeutsche Niveau angepasst.
Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
Bis zur vollständigen Angleichung im Jahr 2025 gibt es noch Unterschiede bei der Berechnung der Rentenpunkte in Ost- und Westdeutschland. Das durchschnittliche Bruttoentgelt in den neuen Bundesländern ist weiterhin niedriger, weshalb für die Berechnung der Rentenpunkte bis 2024 ein Umrechnungsfaktor verwendet wird. Dieser beträgt 2023 1,0280 und 2024 1,0140. Ab 2025 wird das Lohnniveau für Ost- und Westdeutschland einheitlich bewertet, und die Rentenberechnung erfolgt nach den gleichen Maßstäben.
Rentenpunkte kaufen: Voraussetzungen und Möglichkeiten
Ab dem 50. Lebensjahr haben Arbeitnehmer die Möglichkeit, durch freiwillige Zahlungen zusätzliche Rentenpunkte zu erwerben. Dies kann sinnvoll sein, um das Rentenniveau zu erhöhen oder um früher in den Ruhestand zu gehen. Vor der freiwilligen Zahlung muss ein Antrag bei der Deutschen Rentenversicherung gestellt werden, die dann die Mindest- und Höchstbeträge für die freiwilligen Einzahlungen mitteilt. 2023 kostet ein Rentenpunkt etwa 8.024 Euro in Westdeutschland und 7.806 Euro in Ostdeutschland, basierend auf dem aktuellen Bruttodurchschnittseinkommen.
Berechnung der Rentenhöhe: Faktoren und Formel
Die Rentenhöhe wird durch die Multiplikation mehrerer Faktoren bestimmt. Die Formel lautet:
Rentenpunkte x aktueller Rentenwert x Zugangsfaktor x Rentenartfaktor = Rentenhöhe.
– Die Anzahl der Rentenpunkte ergibt sich aus den jährlichen Verdiensten.
– Der aktuelle Rentenwert wird jedes Jahr neu festgelegt (2023: 37,60 Euro in Westdeutschland).
– Der Zugangsfaktor beträgt 1,0, wenn der Rentenbeginn genau zum gesetzlichen Renteneintritt erfolgt. Geht man früher in Rente, verringert sich der Faktor pro Monat um 0,3 %. Wer über das Rentenalter hinaus arbeitet, kann den Faktor erhöhen (0,5 % pro Monat).
– Der Rentenartfaktor beträgt in der Regel 1,0 für die Altersrente, ist jedoch bei anderen Rentenarten unterschiedlich. Zum Beispiel beträgt er 0,5 bei teilweiser Erwerbsminderung oder 0,2 bei Vollwaisenrenten.
Maximale Rentenpunkte und Beitragsbemessungsgrenze
Pro Jahr können nur eine begrenzte Anzahl an Rentenpunkten erworben werden, abhängig von der Beitragsbemessungsgrenze. 2023 liegt diese Grenze bei einem Bruttoeinkommen von 87.600 Euro in Westdeutschland und 85.200 Euro in Ostdeutschland. Das bedeutet, dass bei einem Einkommen oberhalb dieser Grenze keine zusätzlichen Rentenpunkte erworben werden können. Für 2023 bedeutet dies, dass maximal 2,03 Rentenpunkte (West) bzw. 2,03 Rentenpunkte (Ost) pro Jahr erworben werden können.
Rentenpunkte durch besondere Lebenssituationen
Rentenpunkte werden nicht nur durch Beiträge aus Arbeit erworben. Auch in bestimmten Lebenssituationen, wie Kindererziehung, Pflege von Angehörigen oder Wehr- und Zivildienst, werden Rentenpunkte gutgeschrieben. Für die Kindererziehung werden beispielsweise bis zu drei Jahre pro Kind angerechnet, was einem Rentenpunkt pro Jahr entspricht. Auch bei Pflege von Angehörigen zahlt die Pflegeversicherung Rentenbeiträge, sofern die Pflege eine gewisse Stundenzahl pro Woche umfasst.
Rentenansprüche bei Arbeitslosigkeit
Auch während Zeiten der Arbeitslosigkeit entstehen Rentenansprüche. Solange Arbeitslosengeld bezogen wird, übernimmt die Arbeitsagentur die Zahlung von Beiträgen zur Rentenversicherung. Da das Arbeitslosengeld jedoch in der Regel niedriger ist als das frühere Einkommen, werden in dieser Zeit weniger Rentenpunkte gesammelt. Für die Rentenberechnung werden die Rentenpunkte während der Arbeitslosigkeit ebenfalls auf dem Rentenkonto gutgeschrieben.
Steuern und Abgaben auf die Rente
Die ausgezahlte Rente unterliegt der Einkommensteuer und den Krankenkassenbeiträgen. Allerdings bleibt ein Teil der Rente steuerfrei, abhängig vom Renteneintrittsjahr. Je später der Renteneintritt erfolgt, desto höher ist der zu versteuernde Anteil. Rentner müssen außerdem Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zahlen. Diese Abzüge sollten bei der Berechnung der Nettorente berücksichtigt werden, um das tatsächliche Einkommen im Ruhestand realistisch einschätzen zu können.
Renteninformation und Rentenbescheid: Wie kann ich meinen Rentenanspruch erfahren?
Arbeitnehmer erhalten ab dem 55. Lebensjahr regelmäßig alle drei Jahre eine Renteninformation von der Deutschen Rentenversicherung. Diese gibt einen Überblick über die bisher gesammelten Rentenpunkte und den voraussichtlichen Rentenanspruch. Die Renteninformation ist eine hilfreiche Grundlage, um die private Altersvorsorge zu planen. Zudem kann jederzeit eine Rentenauskunft beantragt werden, um aktuelle Informationen über das Rentenkonto zu erhalten.
Zusätzliche Altersvorsorge: Warum sie wichtig ist
Da die gesetzliche Rente für viele Menschen nicht ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten, ist es wichtig, privat vorzusorgen. Eine frühzeitige und fundierte Planung hilft, mögliche Rentenlücken zu erkennen und gezielt Maßnahmen zur Schließung dieser Lücken zu ergreifen.