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Länger Arbeiten für ein erfüllteres Leben: Warum ein schrittweiser Ruhestand die bessere Wahl ist

Einführung: Herausforderungen und Chancen des Ruhestands

Der Eintritt in den Ruhestand markiert für viele Menschen eine bedeutende Phase des Lebens. Während die neu gewonnene Freizeit zunächst wie ein großer Gewinn erscheinen mag, zeigt sich oft, dass der plötzliche Übergang vom Arbeitsleben zu einem vollständigen Ruhestand auch Herausforderungen mit sich bringt. Viele Menschen erleben nach dem Ruhestand einen Rückgang ihrer Lebenszufriedenheit und soziale Isolation. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels wird das Thema „Weiterarbeiten im Alter“ zunehmend relevanter. Der schrittweise Ausstieg aus dem Arbeitsleben bietet nicht nur psychologische Vorteile, sondern kann auch zu einer stabileren finanziellen Situation führen. Dies schafft sowohl für die Betroffenen als auch für die Gesellschaft insgesamt neue Chancen.

Psychologische Auswirkungen: Das „Loch“ nach dem Renteneintritt

Der Übergang in den Ruhestand ist oft mit psychischen Herausforderungen verbunden. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass viele Rentner nach einer kurzen „Honeymoon-Phase“, in der sie die neu gewonnene Freiheit genießen, einen deutlichen Rückgang ihrer Lebenszufriedenheit erleben. Dieser Effekt wird als das „Loch“ beschrieben, in das viele Neurentner fallen, sobald der anfängliche Enthusiasmus abklingt. Besonders betroffen sind jene, die unfreiwillig in den Ruhestand gehen oder die keine Möglichkeit haben, weiterhin aktiv zu bleiben. Der Verlust der beruflichen Identität, fehlende tägliche Aufgaben und die Reduktion sozialer Kontakte können zu einem Gefühl von Leere und Sinnverlust führen. Im Gegensatz dazu zeigen Studien, dass Rentner, die weiterhin einer Beschäftigung nachgehen, eine deutlich höhere und stabilere Lebenszufriedenheit aufweisen.

Finanzielle Einbußen: Der Rückgang des Haushaltseinkommens

Mit dem Renteneintritt erleben viele Menschen einen erheblichen Rückgang ihres Einkommens. Nicht erwerbstätige Rentner müssen im Durchschnitt mit einem Einkommensverlust von etwa 20 % ihres bisherigen Haushaltseinkommens rechnen. Dies kann es schwierig machen, den bisherigen Lebensstandard aufrechtzuerhalten und führt oft zu unerwarteten finanziellen Belastungen. Besonders betroffen sind diejenigen, die keine zusätzlichen Einkommensquellen haben. Im Gegensatz dazu erfahren Rentner, die weiterhin berufstätig sind, nur einen Einkommensverlust von etwa 10 %. Die Kombination von Rente und einem zusätzlichen Einkommen durch Teilzeit- oder geringfügige Beschäftigung ermöglicht es ihnen, ihren Lebensstandard weitgehend zu erhalten. Auch die finanzielle Unabhängigkeit bleibt so länger gewahrt.

Der schrittweise Renteneintritt: Ein Modell für höhere Zufriedenheit

Ein schrittweiser Übergang in den Ruhestand bietet erhebliche Vorteile für die Lebenszufriedenheit. Rentner, die weiterhin in Teilzeit arbeiten oder einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen, zeigen laut Studien eine deutlich höhere Zufriedenheit im Vergleich zu denen, die vollständig aus dem Berufsleben ausscheiden. Die Forschungsergebnisse des „Sozioökonomischen Panels“ belegen, dass die Glücksdifferenz zwischen Erwerbstätigen und nicht erwerbstätigen Rentnern im ersten Jahr nach dem Renteneintritt bei 0,52 Punkten liegt. Auch nach drei Jahren bleibt dieser Unterschied bestehen und beträgt noch 0,53 Punkte. Erst im vierten Jahr gleicht sich die Zufriedenheit zwischen den beiden Gruppen allmählich an. Der schrittweise Renteneintritt ermöglicht es den Menschen, weiterhin aktiv zu bleiben, soziale Kontakte zu pflegen und eine sinnvolle Aufgabe zu haben – all dies trägt zu einer höheren Lebenszufriedenheit bei.

Gesundheitliche Vorteile: Schutz vor geistigem Abbau

Neben den psychologischen und finanziellen Vorteilen hat das Weiterarbeiten auch positive Auswirkungen auf die geistige Gesundheit. Eine Studie des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass Rentner, die vollständig in den Ruhestand treten, einen deutlich schnelleren kognitiven Abbau erleben als diejenigen, die weiterhin arbeiten. In einem Test zur Worterinnerung stellte sich heraus, dass der normale geistige Abbau, der innerhalb von zehn Jahren zu erwarten ist, bei Rentnern, die nicht mehr arbeiten, doppelt so stark ist. Das Weiterarbeiten trägt dazu bei, die geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten, da regelmäßige berufliche Aufgaben die kognitiven Fähigkeiten fordern und fördern. Auch die damit verbundenen sozialen Interaktionen spielen eine wesentliche Rolle für die geistige Fitness im Alter.

Trends: Der zunehmende Anteil erwerbstätiger Rentner

Die Erwerbstätigkeit unter Senioren nimmt seit Jahren stetig zu. Laut dem Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2022 knapp 20 % der 65- bis 69-Jährigen weiterhin berufstätig. Dieser Anteil hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt. Besonders auffällig ist, dass Menschen mit höherem Bildungsniveau deutlich häufiger nach dem Renteneintritt weiterarbeiten. Ein großer Teil der arbeitenden Senioren (zwei Drittel) ist in Minijobs beschäftigt, was darauf hinweist, dass viele Rentner den Wunsch haben, weiterhin aktiv zu bleiben, jedoch ohne die volle berufliche Verantwortung zu tragen. Diese Entwicklung zeigt, dass das Modell des „Silver Workers“ immer mehr an Bedeutung gewinnt und sowohl wirtschaftliche als auch persönliche Vorteile bietet.

Zukünftige Maßnahmen und finanzielle Anreize zum längeren Arbeiten

Die Bundesregierung plant, den Trend zur Erwerbstätigkeit im Alter durch gezielte finanzielle Anreize weiter zu fördern. Zu den geplanten Maßnahmen gehört die Anpassung der Hinzuverdienstregelungen, sodass Rentner flexibler hinzuverdienen können, ohne Einbußen bei der Rente zu befürchten. Zudem sollen Arbeitnehmer, die trotz Rentenanspruchs weiterarbeiten, die Möglichkeit erhalten, die Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge des Arbeitgebers als zusätzlichen Lohn ausgezahlt zu bekommen. Flexible Arbeitszeitmodelle und Teilzeitangebote sollen ebenfalls gefördert werden, um den Bedürfnissen älterer Arbeitnehmer gerecht zu werden. Laut einer Umfrage von Stepstone sind 39 % der Erwerbstätigen ab 55 Jahren bereit, über das gesetzliche Rentenalter hinaus zu arbeiten, wenn entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, das Arbeitskräftepotenzial der älteren Generation besser zu nutzen.

Kapitalbedarf für den vorgezogenen Ruhestand

Für viele Deutsche ist der vorzeitige Ruhestand eine attraktive Option. Wer jedoch bereits mit 63 Jahren in Rente gehen möchte, muss erhebliche finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Die gesetzliche Rente wird um 14,4 % gekürzt, was im Vergleich zur Rente mit 67 Jahren einem Einkommensverlust von rund 25 % entspricht. Dies führt zu einer deutlichen Lücke, die durch zusätzliches Kapital geschlossen werden muss. Ein 40-jähriger Arbeitnehmer, der das deutsche Durchschnittsgehalt von 3.780 Euro brutto pro Monat verdient und plant, mit 63 in Rente zu gehen, benötigt dafür ein Kapital von rund 200.000 Euro. Ältere Arbeitnehmer müssen entsprechend mehr ansparen: Ein 50-Jähriger sollte etwa 250.000 Euro angespart haben, während ein 55-Jähriger etwa 285.000 Euro benötigt, um den vorzeitigen Ruhestand ohne Abstriche beim Lebensstandard genießen zu können.

Anlagestrategien und Sparziele für einen sorgenfreien Ruhestand

Um den Kapitalbedarf für den vorgezogenen Ruhestand zu decken, ist eine strategische Anlageplanung unerlässlich. Für die Berechnungen wird angenommen, dass das Kapital in der Ansparphase in Aktien investiert wird und eine jährliche Rendite von 8 % erwirtschaftet. Nach dem Renteneintritt sinkt die Renditeprognose auf 5 %, da der Aktienanteil meist reduziert wird, um das Risiko zu minimieren. Wer hingegen bis zum gesetzlichen Rentenalter von 67 Jahren arbeiten möchte, hat einen geringeren Kapitalbedarf: Ein 40-Jähriger sollte etwa 130.000 Euro angespart haben, um sorglos in den Ruhestand gehen zu können. Wenn dieses Sparziel noch nicht erreicht wurde, muss die monatliche Sparrate angepasst werden. Ein 40-Jähriger, der bisher erst die Hälfte seines Ziels angespart hat, müsste monatlich rund 300 Euro zusätzlich sparen. Für einen 50-Jährigen beträgt der erforderliche monatliche Sparbetrag etwa 530 Euro. Die frühzeitige Planung und eine durchdachte Anlagestrategie sind entscheidend, um finanzielle Sicherheit im Ruhestand zu gewährleisten.

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