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DAX-Rekordhoch trotz schwacher Konjunktur: Wirtschaftliche Aussichten und die Rolle der EZB-Zinspolitik

DAX-Rekordhoch trotz schwacher Konjunktur: Ein Paradoxon?

In einem scheinbaren Widerspruch zur wirtschaftlichen Lage Deutschlands erreicht der DAX ein neues Rekordhoch und übersteigt die historische Marke von 19.000 Punkten. Dies ist besonders bemerkenswert, da führende Wirtschaftsinstitute und Ökonomen ein düsteres Bild von der Konjunkturentwicklung zeichnen. Aber warum steigen die Aktienkurse, während die wirtschaftliche Lage im Inland stagniert?

Der DAX umfasst die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands, doch diese Unternehmen erwirtschaften nur einen Teil ihrer Gewinne im Inland. Ein Großteil ihrer Erlöse kommt aus internationalen Märkten, weshalb der DAX wenig über die tatsächliche Verfassung der deutschen Wirtschaft aussagt. Darüber hinaus profitiert der DAX von internationalen Entwicklungen und den globalen Finanzmärkten, die sich oftmals von den inländischen Konjunkturdaten abkoppeln.

Fallende Zinsen treiben Aktienmärkte: Die Rolle der EZB

Ein weiterer wichtiger Faktor für die steigenden Aktienkurse ist die Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). In Zeiten wirtschaftlicher Schwäche reagieren Zentralbanken oft mit Zinssenkungen, um die Wirtschaft anzukurbeln. In den letzten Wochen stiegen die Erwartungen, dass die EZB bereits auf ihrer Sitzung im Oktober die Leitzinsen weiter senken könnte.

Fallende Zinsen wirken sich positiv auf den Aktienmarkt aus, da sie die Finanzierungskosten für Unternehmen senken und Aktien im Vergleich zu anderen Anlageklassen, wie beispielsweise Staatsanleihen, attraktiver machen. Dies lockt mehr Anleger in den Aktienmarkt und treibt die Kurse weiter in die Höhe. Es ist ein klassisches Szenario: Schlechte Nachrichten für die Wirtschaft sind gute Nachrichten für die Börse, da sie die Wahrscheinlichkeit einer expansiven Geldpolitik erhöhen.

Deutsche Wirtschaft in der Krise: Schwache Konjunkturaussichten

Während die Börse boomt, zeigen die Konjunkturaussichten für die deutsche Wirtschaft ein ganz anderes Bild. Laut dem Ifo-Institut hat sich die Stimmung in der deutschen Exportindustrie im September bereits den vierten Monat in Folge verschlechtert. Die Exporterwartungen sanken auf den tiefsten Stand seit Februar. Besonders die Exporte in die USA und nach China, zwei der wichtigsten Handelspartner Deutschlands, sind stark zurückgegangen.

Die deutsche Exportwirtschaft, einst das Rückgrat der nationalen Wirtschaft, steckt in einer Schwächephase. Dieser Trend wird durch die globale Konjunkturabkühlung und geopolitische Spannungen verstärkt, die den internationalen Handel belasten. Auch der Bausektor kämpft mit Problemen. Im Juli fiel der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Vorjahr inflationsbereinigt um fast 10 %. All diese Faktoren tragen zur pessimistischen Einschätzung der führenden Wirtschaftsforscher bei.

OECD senkt Wachstumsprognose für Deutschland

Die OECD hat ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland weiter nach unten korrigiert. Für 2023 erwartet die Organisation nun nur noch ein mageres Wachstum von 0,1 %. Noch im Februar ging man von 0,3 % aus. Die Abwärtskorrektur spiegelt die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten wider, mit denen Deutschland zu kämpfen hat. Diese beinhalten den Rückgang der Exporte, die schwache Binnenkonjunktur und die geringen Investitionen der Unternehmen.

Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland schwach ab. Die OECD prognostiziert für die Weltwirtschaft ein Wachstum von 3,2 %, während der Euroraum nur ein geringes Plus von 0,7 % verzeichnen wird. Für 2024 rechnet die OECD mit einer leichten Erholung der deutschen Wirtschaft, die dann um 1,0 % wachsen könnte. Dennoch bleibt Deutschland im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften hinter den Erwartungen zurück.

Prognosen der deutschen Banken und Forschungsinstitute

Auch die Chefvolkswirte der deutschen Privatbanken haben ihre Erwartungen gesenkt. Nach einer Stagnation im laufenden Jahr gehen sie für 2025 nur noch von einem moderaten Wachstum von 0,7 % aus, während im Frühjahr noch 1,2 % erwartet wurden. Die Hoffnungen auf eine Erholung haben sich deutlich verzögert, und sowohl Konsum als auch Investitionen bleiben hinter den Erwartungen zurück.

Laut dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) ist auch die Bundesregierung gefordert, die richtigen Impulse zu setzen, um das Wachstum anzukurbeln. Steigende Reallöhne und eine sinkende Sparquote der privaten Haushalte könnten 2025 zu einer Erholung führen, doch die außenwirtschaftlichen Impulse bleiben weiterhin schwach. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist stark gesunken, was die Wachstumschancen weiter schmälert.

Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt trübe Stimmung in der deutschen Wirtschaft

Der Ifo-Geschäftsklimaindex, ein maßgeblicher Indikator für die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland, ist im September erneut gesunken. Mit einem Rückgang auf 85,4 Punkte markierte er den tiefsten Stand seit Januar. Besonders die Industrieunternehmen blicken aufgrund sinkender Auftragseingänge und trüber Aussichten pessimistisch in die Zukunft. Auch der Dienstleistungssektor und der Einzelhandel berichten von einer Verschlechterung ihrer Lage.

Einzig das Bauhauptgewerbe zeigt sich optimistisch, was vor allem auf die steigende Nachfrage nach Immobilien und Bauprojekten zurückzuführen ist. Dennoch bleibt das Gesamtbild düster: Die deutsche Wirtschaft steht am Rande einer technischen Rezession, da zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum wahrscheinlich sind.

Rezessionsgefahr und wirtschaftspolitische Zeitenwende gefordert

Die Gefahr einer Rezession in Deutschland wächst. Die schwachen Wirtschaftsdaten, der Rückgang der Investitionen und die pessimistischen Prognosen der Forschungsinstitute deuten darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft auf eine schwierige Phase zusteuert. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, eine wirtschaftspolitische Zeitenwende einzuleiten, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Experten fordern umfangreiche Investitionen in Erneuerbare Energien, Infrastruktur und Bildung, um langfristig das Wachstumspotenzial zu steigern. Ohne deutliche Maßnahmen könnte die Wirtschaft weiter stagnieren und die Hoffnung auf eine schnelle Erholung zunichtegemacht werden.

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