Atomenergie als Lösung für den steigenden Energiebedarf von Rechenzentren
Angesichts des zunehmenden Energiebedarfs durch Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) rückt Atomenergie als potenzielle Lösung in den Fokus – eine Debatte, die besonders in Deutschland umstritten ist. Dennoch haben einige Tech-Giganten wie Microsoft bereits Schritte unternommen, um diese Energiequelle zu nutzen. So hat Microsoft einen Deal mit Constellation Energy abgeschlossen, um das stillgelegte Atomkraftwerk Three Mile Island in Harrisburg teilweise wieder ans Netz zu bringen. Dieses Kraftwerk war 1979 Schauplatz des schwersten Reaktorunfalls in den USA. Doch angesichts des enormen Energiebedarfs von Microsofts Azure-Cloud und KI-Anwendungen zeigt sich das Unternehmen unbeeindruckt von den potenziellen Risiken der Kernenergie.
Tech-Giganten setzen auf neue Nukleartechnologie
Microsoft bleibt nicht allein in seiner Strategie, Atomenergie zu nutzen. Auch Google hat eine Partnerschaft mit Kairos Power geschlossen, um sogenannte Small Modular Reactors (SMRs), also Mini-Reaktoren, zu entwickeln. Diese neue Nukleartechnologie soll ab 2030 in Betrieb gehen und eine zusätzliche CO2-freie Energiequelle für Googles Rechenzentren bieten. Amazon folgte schnell nach und schloss gleich drei Verträge mit Energieunternehmen, um sich in Zukunft ebenfalls mit Nuklearenergie versorgen zu lassen. Obwohl Amazon weiterhin in Wind- und Solaranlagen investiert, glaubt der Konzern, dass diese Maßnahmen allein nicht ausreichen werden, um den gigantischen Energiebedarf der KI-Anwendungen der Zukunft zu decken. Wie Google setzt auch Amazon stark auf die Entwicklung neuer Nukleartechnologien, die jedoch noch nicht marktreif sind.
Amazon und sein großes Nuklearprojekt
Amazon geht bei seiner Energieversorgung einen Schritt weiter als die Konkurrenz. Der Tech-Gigant investiert rund 500 Millionen Dollar in das Start-up X-Energy, das an der Entwicklung von Mini-Reaktoren arbeitet. Diese neuen Kraftwerke sollen von Energy Northwest, einem Konsortium von Energieversorgern an der nördlichen Pazifikküste der USA, gebaut und betrieben werden. Amazons Headquarter in Seattle könnte damit in Zukunft durch diese neue Form der Atomkraft versorgt werden. Die ersten Reaktoren sollen 2030 ans Netz gehen und 320 Megawatt Strom liefern. In einer späteren Phase plant Amazon, das Netz auf 960 Megawatt auszubauen, genug Energie, um 770.000 US-Haushalte zu versorgen.
Zusätzlich zu diesem Projekt arbeitet Amazon mit Dominion Energy zusammen, um zu prüfen, ob ein bestehendes Atomkraftwerk mit einem Mini-Reaktor ergänzt werden kann. Der Strombedarf in der Region soll in den nächsten 15 Jahren aufgrund des Wachstums von Rechenzentren um 85 Prozent steigen. Dieses ambitionierte Nuklearprojekt verdeutlicht die langfristigen Energiepläne von Amazon.
Nukleartechnologie und der Hype an den Börsen
Der wachsende Einsatz von Nuklearenergie durch Tech-Giganten hat auch die Börsen in Aufruhr versetzt. Unternehmen aus der Nuklearbranche wie Nuscale Power, Uranium Energy, BWX Technologies und Centrus Energy profitieren vom Hype um die neue Atomtechnologie. Investoren setzen darauf, dass die Nachfrage nach CO2-freier und skalierbarer Energie weiter steigen wird. Dennoch bleibt unklar, ob diese Technologie jemals in großem Maßstab erfolgreich eingesetzt werden kann. Die Risiken und Unsicherheiten rund um die Marktreife und den praktischen Einsatz der Mini-Reaktoren bleiben bestehen, doch die Euphorie hält an.
Amazon investiert in alternative Speicherlösungen
Neben der Atomenergie setzt Amazon weiterhin auf erneuerbare Energien und Speichertechnologien. Der Konzern plant in großem Stil, Solaranlagen auf den ungenutzten Dachflächen seiner Logistikzentren in Europa zu installieren. Allerdings benötigt Amazon eine effiziente Speicherlösung, um den produzierten Grünstrom optimal zu nutzen. Fündig geworden ist das Unternehmen beim Schweizer Batterie-Start-up Unbound Potential. Gemeinsam mit diesem Unternehmen testet Amazon die sogenannte Redox-Flussbatterie, eine innovative Technologie, die auf kritische Rohstoffe wie Lithium verzichtet und eine lange Lebensdauer bietet.
In einem Pilotprojekt sollen die Redox-Flussbatterien in europäischen Logistikzentren von Amazon eingesetzt werden. Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnte die Partnerschaft auf weitere Standorte ausgeweitet werden. Diese Speichertechnologie wird von der Internationalen Energieagentur (IEA) als fortschrittliche Alternative zur herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterie angesehen, insbesondere für industrielle Großspeicher.
Redox-Flussbatterien als alternative Speichertechnologie
Die Redox-Flussbatterie bietet gegenüber Lithium-Ionen-Batterien einige Vorteile. Sie zeichnet sich durch eine längere Lebensdauer aus und basiert auf Rohstoffen, die nicht von Angebotsengpässen bedroht sind. Unbound Potential, das von Ingenieuren an der ETH Zürich gegründet wurde, hat ein vereinfachtes Design entwickelt, das die Investitionskosten senken könnte. Im Gegensatz zu anderen Flussbatterien kommt die Batterie von Unbound Potential ohne eine Membran aus, die normalerweise die Elektrolyte voneinander trennt. Dies spart Kosten und erhöht die Effizienz.
Allerdings hat die Redox-Flussbatterie bei der Energiedichte noch Nachholbedarf. Sie kann aktuell nicht so viel Energie pro Kilogramm speichern wie Lithium-Ionen-Batterien. Dennoch wird die Technologie als vielversprechende Lösung für industrielle Anwendungen gesehen, insbesondere in Kombination mit erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie. Auch andere Unternehmen wie Volt Storage und Liva Power Management Systems arbeiten an Flussbatterien, die auf Eisen- bzw. Vanadiumbasis beruhen.