Zunahme von Wertpapierdepots in Deutschland
Immer mehr Menschen in Deutschland entscheiden sich dafür, ihr Geld am Kapitalmarkt anzulegen. Die Zahl der Wertpapierdepots stieg bis Ende Juni 2024 auf 32,7 Millionen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Seit Jahresbeginn wurden netto 1,4 Millionen neue Depots eröffnet, wodurch das Niveau von 2023 bereits übertroffen wurde. Die Deutsche Bundesbank hatte damals 36,4 Millionen Depots gezählt. Diese Zahl könnte jedoch zu hoch gegriffen sein, da die Bundesbank erst seit 2005 inaktive Depots nicht mehr in ihren Statistiken berücksichtigt. Der bisherige Höchststand des Jahres 2001 muss nach einer Korrektur um rund zehn Prozent revidiert werden. Würde dieses Tempo der Depoteröffnungen im ersten Halbjahr 2024 beibehalten, könnte der bereinigte Rekordwert von 33,3 Millionen Depots bereits erreicht worden sein.
Dieser stetige Anstieg seit 2016 zeigt, dass das Interesse der Deutschen an Wertpapieren und Kapitalanlagen zurückkehrt. Nach den großen Börsencrashs um die Jahrtausendwende und der Finanzkrise 2008 hatten viele Anleger ihr Vertrauen in den Aktienmarkt verloren. Doch in den letzten Jahren stiegen die Aktienkurse, trotz gelegentlicher Schwankungen, beständig, was viele dazu bewogen hat, wieder am Kapitalmarkt aktiv zu werden.
Steigendes Wertpapiervermögen der Deutschen
Parallel zur Zunahme der Wertpapierdepots zeigt sich auch ein deutlicher Anstieg des Wertpapiervermögens privater Haushalte. Laut der Deutschen Bundesbank hat das Kapital, das deutsche Haushalte in Aktien, Investmentfonds und Schuldverschreibungen investiert haben, seit Ende 2022 um rund 20 Prozent zugenommen. Dieser Zuwachs ist nicht nur auf Kursgewinne zurückzuführen, sondern auch auf Neuanlagen, die im Laufe des Jahres getätigt wurden.
Aktuellen Zahlen zufolge haben deutsche Privathaushalte bis Ende März jeweils etwa eine Billion Euro in Fonds und Aktien investiert. Hinzu kommen etwa 200 Milliarden Euro in Schuldverschreibungen wie Anleihen. Dies bedeutet, dass knapp 29 Prozent des gesamten Finanzvermögens der Deutschen, das sich auf rund 7,95 Billionen Euro beläuft, in Wertpapierdepots investiert sind.
Optionen für Depotanleger bei Liquiditätsbedarf
Anleger, die kurzfristig Liquidität benötigen, haben verschiedene Möglichkeiten, um Kapital aus ihren Wertpapierdepots freizusetzen. Eine Option ist der Verkauf von Aktien, Fonds oder ETFs, um schnell an Bargeld zu gelangen. Eine andere Möglichkeit ist die Beleihung des Wertpapierdepots durch einen Wertpapierkredit. Mit einem solchen Kredit kann das in den Wertpapieren gebundene Kapital genutzt werden, ohne dass die Positionen verkauft werden müssen.
Anleger sollten jedoch bei der Auswahl eines Wertpapierkredits auf mehrere Faktoren achten. Wie bei jedem Darlehen ist der effektive Kreditzins entscheidend, da er maßgeblich die Kosten für den Kredit bestimmt. Gleichzeitig ist das Kreditvolumen, also die Höhe des möglichen Kredits, ein wichtiges Kriterium.
Kriterien bei der Auswahl eines Wertpapierkredits
Das Volumen eines Wertpapierkredits hängt vom Beleihungswert der im Depot gehaltenen Wertpapiere ab. Da die Börsenmärkte häufigen Schwankungen unterliegen, sehen Depotbanken nicht das gesamte Wertpapierguthaben als Sicherheit an. Stattdessen wird nur ein bestimmter Prozentsatz des Depotwertes für die Kreditberechnung herangezogen. Dabei gibt es je nach Anbieter deutliche Unterschiede: Manche Depotbanken beleihen Wertpapiere nur bis zu 60 Prozent ihres Wertes, andere bieten bis zu 75 Prozent Beleihung an. Einige Banken erlauben sogar, bestimmte Fonds bis zu 90 Prozent des Anlagewertes als Sicherheit zu nutzen.
Ein weiteres Kriterium ist die Frage, ob der Kredit der Schufa gemeldet wird. Einige Banken melden Wertpapierkredite an die Schufa, obwohl diese Kredite durch den Beleihungswert der Wertpapiere in der Regel gut abgesichert sind. Dadurch könnte ein Schufa-Eintrag vermieden werden, was für den Kreditnehmer vorteilhaft ist.
Weitere Unterschiede bei Wertpapierkrediten
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bei Wertpapierkrediten ist die Zweckbindung. Viele Anbieter stellen Kredite primär zur Verfügung, um den Kauf neuer Investments zu finanzieren. Doch es gibt zunehmend Anbieter, die auch eine Verwendung für andere Zwecke ermöglichen, was den Kredit flexibler einsetzbar macht. Dieses Angebot macht Wertpapierkredite zu einer attraktiven Option für Anleger, die kurzfristig Kapital benötigen, ohne ihre Wertpapiere verkaufen zu müssen.