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Chinas Wirtschaftskrise: Auswirkungen der Immobilienblase auf Konsum, Export und globale Märkte

Der Mooncake-Indikator als Alarmsignal

In China gibt es einen ungewöhnlichen Konjunkturindikator, den sogenannten „Mooncake-Indikator“. Zum Mondfest, das in diesem Jahr am 17. September gefeiert wurde, wird traditionell eine große Menge des süßen Gebäcks, den Mondkuchen, konsumiert. Doch in diesem Jahr gab es ein Alarmsignal: Es wurden nur 300.000 Tonnen Mondkuchen verkauft, 20.000 Tonnen weniger als im Vorjahr. Auch der Umsatz sank um neun Prozent auf 20 Milliarden Yuan (ca. 2,5 Milliarden Euro). Die Vereinigung der Bäcker und Konditoren Chinas beklagte diesen Rückgang. Dieses Signal deutet auf tiefere Probleme in der chinesischen Wirtschaft hin.

Wirtschaftliche Krise: Ursachen und Entwicklung

Die schwächelnden Mondkuchenverkäufe sind jedoch nur ein Symptom einer tiefergehenden Wirtschaftskrise in China. In den vergangenen Wochen häuften sich schlechte Wirtschaftsdaten, die das Bild einer zunehmend schwächelnden Wirtschaft zeichneten. Viele Experten befürchten mittlerweile, dass China auf Jahre hinaus mit einer anhaltenden Flaute konfrontiert sein könnte. Damit würde die Volksrepublik, die lange Zeit als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft galt, diese Rolle verlieren.

Einbruch des Immobilienmarktes

Die Wurzel der aktuellen Krise liegt in der geplatzten Immobilienblase. Im August 2023 beschleunigte sich der Rückgang der Immobilienpreise zum sechzehnten Mal in Folge. Seit ihrem Höchststand im Jahr 2021 sind die Preise für Bestandsimmobilien in vielen chinesischen Metropolen um bis zu 30 Prozent gesunken. Dieser Preisverfall hat weitreichende Konsequenzen, denn Immobilien in China stellen einen bedeutenden Teil des Vermögens der Mittelschicht dar. Der daraus resultierende Rückgang des Konsums wirkt sich negativ auf den Einzelhandel aus, trotz staatlicher Versuche, diesen durch Subventionen zu stützen.

Arbeitsmarkt und Verbrauchervertrauen

Auch der Arbeitsmarkt steht unter Druck, was das Verbrauchervertrauen weiter belastet. Besonders junge Menschen haben Schwierigkeiten, eine Anstellung zu finden, was sie als Konsumenten praktisch ausfallen lässt. Nach den harten Lockdowns während der Corona-Pandemie hat sich das Vertrauen der Verbraucher nicht wieder erholt. Diese Unsicherheit führt dazu, dass viele Chinesen lieber sparen als konsumieren, was wiederum zu einer weiteren Abschwächung der Wirtschaft beiträgt.

Deflation und Kreditwachstum

Die chinesische Wirtschaft leidet zudem unter deflationärem Druck. Die Preise fallen, das Kreditwachstum kühlt ab, und die Nachfrage nach neuen Krediten bleibt gering. Eine solche Situation erinnert an Japans sogenannte „verlorene Dekade“, in der es nach einer Immobilienkrise zwei Jahrzehnte dauerte, bis sich die Immobilienpreise wieder stabilisierten. Durchschnittlich dauert eine Immobilienkrise sechs Jahre, doch China könnte, ähnlich wie Japan, über Jahrzehnte hinweg mit Stagnation und Deflation zu kämpfen haben.

Demografische Herausforderungen

Die demografische Entwicklung in China verschärft die Situation weiter. In den kommenden Jahren wird die Bevölkerung des Landes schneller schrumpfen, als es in Japan seit den 1990er-Jahren der Fall war. Eine schrumpfende Bevölkerung bedeutet weniger Konsum und damit weniger wirtschaftliches Wachstum. Dieser Rückgang wird voraussichtlich auf Jahre hinaus das Wirtschaftswachstum bremsen.

Politische Maßnahmen und fehlende Reformen

Die chinesische Regierung hat bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Dazu gehören Subventionen, Steuererleichterungen und andere Anreize für Verbraucher und Unternehmen. Doch bisher haben diese Programme nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Viele Ökonomen kritisieren, dass Peking zu zögerlich agiert und dringend notwendige Reformen nicht angeht. Dazu gehören beispielsweise die Übernahme notleidender Immobilienkredite, die Entschuldung von Banken und mehr Freiraum für die private Wirtschaft. Ohne solche radikalen Schritte wird es schwer, das Vertrauen der Bevölkerung und der Investoren wiederherzustellen.

Kurzfristiger Exportboom und dessen Grenzen

China versucht derzeit, sein Exportwachstum durch Subventionen anzukurbeln. Produkte werden mit staatlicher Unterstützung günstiger auf den internationalen Märkten angeboten, was China hilft, Marktanteile zu gewinnen. Doch diese Strategie hat ihre Grenzen. Viele westliche Länder, darunter die USA und die EU, wehren sich zunehmend gegen diese Billigimporte und ergreifen Gegenmaßnahmen. Der kurzfristige Exportboom, den China derzeit erlebt, könnte daher bald wieder abflachen, was die wirtschaftlichen Probleme weiter verschärfen könnte.

Auswirkungen auf deutsche Exporteure

Auch Deutschland spürt bereits die Auswirkungen der chinesischen Krise. Im Jahr 2023 gingen die deutschen Exporte nach China um fast zehn Prozent zurück, und diese Tendenz setzt sich fort. Bis Juli 2024 lagen die deutschen Ausfuhren erneut unter dem Vorjahresniveau. Die Bedeutung Chinas als Wachstumsmarkt für deutsche Exporteure schwindet. Sollte China seine Wirtschaft nicht stabilisieren können, werden deutsche Unternehmen noch mehr unter dieser Entwicklung leiden.

China befindet sich in einer tiefen wirtschaftlichen Krise, die durch eine Kombination aus geplatzter Immobilienblase, deflationären Tendenzen und demografischen Herausforderungen ausgelöst wurde. Ohne tiefgreifende Reformen und eine Erholung des Verbrauchervertrauens wird die Volksrepublik auf Jahre hinaus als Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft ausfallen. Es bleibt abzuwarten, ob Peking die notwendigen Schritte unternimmt, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.

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